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Der Schleifwinkel

Der Schleifwinkel
Abb. Schneiden-/Schleifwinkel bei ein- und beidseitigem Schliff
Der Schleifwinkel kennzeichnet die Stellung des Klingenblattes zum Schleifstein bei aufliegender Schneide. Bei beidseitig geschliffenen Messer im Keilschliff entspricht der Schleifwinkel dem halben Schneidenwinkel.

Grundsätzliche Überlegungen

Die Wahl des richtigen Schleifwinkels ist von mehreren grundsätzlichen, zum Teil gegenläufigen Überlegungen abhängig. Generell gilt, dass eine möglichst schmale Schneide schärfer als eine breite Schneide ist. Ein möglichst flacher Schneidenwinkel wirkt sich daher günstig auf das Schneidvermögen einer Klinge aus. Allerdings stehen dieser dünnen Schneidengeometrie äußere Faktoren entgegen, welche eine breitere Schneide und damit einen größeren Schneidenwinkel erfordern.

Schneidaufgabe - Falls die Schneide mit harten Materialen wie beispielsweise Knochen und Sehnen, Holz, Sand und Erde am Schneidgut in Berührung kommt, ist der Schleifwinkel zu vergrößeren, um der Schneide die notwendige Stabilität zu geben, um die Schneidaufgabe ohne Beschädigungen durchführen zu können.

Klingenmaterial - Klingen aus hartem Messerstahl sind stabiler als aus weiche Messerstahl. Schneiden aus (hartem) Karbonstahl können bei gleicher Stabilität dünner ausgeschliffen werden als Schneiden aus dem beliebten, weil rostfreiem (weichem) Chrom-Molybdän-Vanadium-Stahl.

Anwenderverhalten - Auch das Anwenderverhalten hat Einfluß auf Wahl des richtigen Schleifwinkels. Wer ein Messer sachgerecht und überlegt führen kann, das Messer nur im Zug- und Druckschnitt verwendet, Hebelwirkungen und Verkantungen vermeidet, kann einen dünneren Schleifwinkel wählen als derjenige, der dies nicht tut.

Schleifhilfe

Eine Schleifhilfe dient dem ungeübten Messerschleifer zur Einhaltung des richtigen Schleifwinkels beim manuellen Schleifen mit Schleifsteinen. Meist werden Schleifhilfen am Messerrücken befestigt, womit eine Klinge an zwei Auflagepunkten auf dem Schleifstein aufliegt. Einer der Auflagepunkte ist die Schneide, der andere Auflagepunkt ist die Schleifhilfe, womit das Messer in vorgegebenen Schleifwinkel aufliegt.
Eine Schleifhilfe hat im Gebrauch jedoch gravierende Nachteile gegenüber dem spärlichen Vorteil der Einhaltung des richtigen Schleifwinkels. Die Schleifhilfe wird beim Schleifen ebenfalls mitgeschliffen und führt so zu schnellerem Verschleiß des Schleifsteines. Weiterhin ist eine Schleifhilfe nur bei Messern mit einigermaßen gleichmäßig hohen Klingenblättern sinnvoll einsetzbar Zur Klingenspitze hin verjüngt sich so gut wie jedes Messer und gerade beim Ausschleifen dieses Schneidenbereiches erschwert die Schleifhilfe sogar die Arbeit. Auch erfordern Schleifhilfen, die meist kleiner als ein Klingenblatt sind, ein häufiges verschieben der Schleifhilfe entlang des Messerrückens. Wer einmal erkannt hat, dass die Einhaltung eines einmal gewählten Schleifwinkels gar nicht so schwierig und viel wichtiger ist, als die die sklavische Einhaltung eines festgelegten Schleifwinkels, der wird auf die Schleifhilfe gerne verzichten.

Typische Schneidenwinkel

Typische Schneidenwinkel
Abb. Typische Schneidenwinkel
Typische Schneidenwinkel für Koch- und Küchenmesser liegen im Bereich von 20-40°. Der besonnene Anwender, ausgestattet mit harten Karbonstahlmessern wählt dabei den flachen Schneidwinkelbereich von 20-30° (entspricht einen Schleifwinkel von 10-15°). Der eher unbesonnene Anwender mit weichen Chrom-Molybdän-Vanadium-Stahlmessern wählt den größeren Schneiwinkelbereich von 30-40° (entspricht einen Schleifwinkel von 15-20°).

Messer im Outdoorbereich sollten etwas robuster sein, als Koch- und Küchenmesser. Typische Schneidenwinkel für Jagdmesser, Survival- oder Taschenmesser liegen im Bereich von 30-50°. Der besonnene Anwender, auch hier ausgestattet mit harten Karbonstahlmessern wählt dabei den flachen Schneidwinkelbereich von 30-40° (entspricht einen Schleifwinkel von 15-20°). Der eher unbesonnene Anwender mit weichen Chrom-Molybdän-Vanadium-Stahlmessern wählt den größeren Schneiwinkelbereich von 40-50° (entspricht einen Schleifwinkel von 20-25°).

Hackmesser oder auch Äxte sollten noch stabiler geformt sein. Typische Schneidenwinkel liegen bei diesen Schneiden bei 40-50°. Messer und Äxte mit einer Schneide aus hartem Karbonstahl habe typischerweise einen Schneidenwinkel um 40° (entspricht einen Schleifwinkel von 20°). Chrom-Molybdän-Vanadium-Stahlmesser oder nicht gehärtete Äxte sollten eine Schneidenwinkel von 50° aufweisen (entspricht einen Schleifwinkel von 25°).